Projekt des Monats
November 2021
Für Amphibien, Reptilien und Wildbienen - umfangreiche Maßnahmen am ehemaligen Standortübungsplatz Landshut
Im Bereich des Naturschutz- und FFH-Gebietes „Ehemaliger Standortübungsplatz Landshut mit Isarleite“ fanden kürzlich umfangreiche Maßnahmen zu Erhalt und Weiterentwicklung der hier ansässigen Artenvielfalt statt. Den Schwerpunkt bildete hierbei die Anlage von mehreren, flachen Amphibienlaichgewässern im Schutzgebiet. Da der Untergrund nicht wasserstauend ist, wurden Folien eingebaut und mit Flusskies aus dem Isartal behutsam bedeckt.
Anlage von Amphibientümpeln (links)
Fertig gestellter Amphibienteich (rechts) - kommende Niederschläge werden den Tümpel füllen.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass diese neuen Gewässer bereits im Folgejahr von Pionierarten wie Gelbbauchunke und Laubfrosch angenommen werden.
Gelbbauchunke
Ein junger Laubfrosch hat die Metamorphose zum Landgänger fast abgeschlossen.
Ein adulter Laubfrosch nimmt ein Sonnenbad.
Desweiteren wurden vielerorts – im gesamten Gebiet verteilt - mit dem Bagger Abbruchkanten und neue Rohbodenflächen geschaffen. Insbesondere für Wildbienenarten ist diese Maßnahme zielführend, da die heimischen Arten zu etwa zwei Dritteln in offenen Bodenbereichen nisten.
Modellierung von Abbruchkanten und Rohbodenstrukturen für Wildbienen und Reptilien
Erdbiene
Auch Reptilien wie die Zauneidechse profitieren von den in wärmebegünstigen Lagen angelegten Rohbodenflächen, da das sandig-kiesige Substrat ideale Bedingungen für die Eiablage im kommenden Frühjahr bietet.
Zauneidechsen-Paar auf Rohbodenfläche
Alle Maßnahmen wurden unter Mitwirkung der Höheren und Unteren Naturschutzbehörden (Stadt und Landkreis Landshut) über staatliche Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz realisiert.
Oktober 2021
Streuwiesen - ein ebenso attraktiver wie artenreicher Lebensraum des Offenlandes
Ohne fachgerechte Pflege würden diese Flächen jedoch schnell verbuschen und die typischen Vogelarten wie Brachvogel, Feldlerche und Kiebitz, als auch seltene Pflanzenarten wie Lungenenzian, Teufelsabbiß und Sumpfständelwurz verschwinden.
Das folgende Bild zeigt eine Fläche im Eigentum des Landkreises Landshut im Moor- und Wiesenbrüterschutzgebiet "Mettenbacher-Grießenbacher Moos".
Insgesamt hat der Landkreis Landshut beeindruckende 180 Hektar im Gebiet - meist durch Förderung über den Bayerischen Naturschutzfonds - erworben.
Die jährliche Pflege durch den LPV wird zudem dankenswerterweise über die Regierung von Niederbayern mit Mitteln des Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz gefördert.
Streuwiese im Herbst
Wo immer möglich, setzen wir auf die insektenschonende Technik des modernen Messerbalkens. (Foto: Andreas Brückl)
Das Mähgut wird durch den Schnitt nur sanft umgelegt, d. h. es entsteht kein insektenschädigender Sog durch schnelle Rotation.
(Foto:Andreas Brückl)
Video: Messerbalken im Einsatz
September 2021
Vom Fischweiher zum Laubfroschbiotop
Derzeit finden ökologische Umgestaltungsmaßnahmen an einem ehemaligen Fischweiher (Ankaufsfläche des Landkreis Landshut für ökologische Zwecke) bei Tiefenbach statt. Die Bilder zeigen die Entfernung der standortfremden Fichtenstöcke, welche als Strukturanreicherung auf der Fläche wiederverwendet werden. Der Teich wird zudem durch die Modellierung von Flachwasserzonen aufgewertet und das Umfeld im Frühjahr 2022 mit einer artenreichen Blumenwiese angesät.
August 2021
Vom kargen Bracheacker zum Hort der Artenvielfalt
Auf einer knapp drei Hektar großen Fläche im Isartal entsteht derzeit in einer Gemeinschaftsaktion mit den beiden Flächeneigentümern, dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (Kreisgruppe Landshut) und der Gemeinde Niederaichbach, ein wichtiger Baustein für heimische Artenvielfalt. Die bereits vor einigen Jahren von den beiden Eigentümern erworbene ehemalige Ackerfläche bietet durch kiesigen und dadurch ertragsschwachen Boden ideale Voraussetzungen für die Schaffung von besonders wertvollen Trockenlebensräumen.
Konkret werden hier entsprechend der natürlichen Boden- und Feuchtevoraussetzungen Halbtrockenrasen-, Magerrasen-, Brennen- aber auch wechselfeuchte Streuwiesenbereiche entstehen. Erreicht wird dies durch die gleichmäßige Aufbringung von naturschutzfachlich äußerst hochwertigen und samenreichen Mähgut von ausgewählten Naturschutzflächen. Im Schutze der dünnen Mähgutschicht entwickeln sich die Keimlinge der verschiedenen Pflanzenarten und es entsteht auf naturnahe Weise eine autochthone Wiese, welche bereits im Folgejahr erste Blühaspekte aufweisen wird.
Juli 2021
Amphibienschutz durch Ziegen
In ehemaligen Kiesgruben an der südexponierten Isarhangleite existieren wertvolle Lebensräume für wärmeliebende Arten wie Wildbienen und Reptilien. In der Kiesgrube am Kaltellerberg wurden von der Unteren Naturschutzbehörde und dem Landschaftspflegeverband Landshut vor Jahren zudem Tümpel für Amphibien, wie Kreuzkröte und Laubfrosch, angelegt.
Da die Kiesgrube in kurzer Zeit zuwachsen und verbuschen würde, ginge dieser seltene Lebensraum bald verloren. Um ihn freizuhalten, übernehmen sieben Pfauenziegen die Landschaftspflege, heuer bereits im dritten Jahr. Besonders in diesem nassen Sommer finden „die sieben Geißlein“ hier ein saftiges Grün vor und lassen sich dieses gerne schmecken.
Ankunft der 7 Ziegen am Kaltellerberg
Die Ziegen erkunden ihre neue Umgebung
Schutzwagen für die 7 Ziegen
Juni 2021
Aufzucht von Amphibienlarven
Auch in diesem Jahr setzt der Landschaftspflegeverband ein Amphibienprojekt um. Neben der Anlage und der Ertüchtigung von Amphibienlaichgewässern steht bei uns auch die Nachzucht, bzw. die kontrollierte Aufzucht im Vordergrund.
Verschiedene, zum Teil stark gefährdete Amphibienarten wie Gelbbauchunke, Kreuz- und Wechselkröte sowie Laubfrosch werden mit Genehmigung der Regierung von Niederbayern als Laich oder Larven aus den Gewässern entnommen und unter kontrollierten Bedingungen bis zur Hüpferling-Größe aufgezogen.
Larven der Kreuzkröte nach der Entnahme aus dem Spendergewässer
Die fertig entwickelten Jungtiere werden dann zum Teil zur Bestandsstützung ins Spendergewässer zurückgesetzt und zum Teil in neu geschaffene, besonders geeignete Biotope zur Neubegründung von Populationen verbracht. Auch Feuersalamander-Larven wurden aus Gewässern mit hervorragendem Bestand entnommen und in eigens gestaltete Biotope inmitten strukturreicher und ausreichend großer Hangwälder, die als Landlebensräume genutzt werden können, umgesetzt.
links: Aufzuchtboxen mit Larven verschiedener Amphibienarten
rechts: Strukturreiche Aufzuchtbox
Bereits in den vergangenen Jahren konnten so hunderte Tiere gefährdeter Amphibienarten die besonders gefährliche Zeit der Metamorphose, in der ein Großteil der Tiere Räubern wie Libellenlarven und Fischen zum Opfer fallen, unbeschadet überstehen und neue und dauerhaft gesicherte Lebensräume erreichen.
Kreuzkrötenhüpferlinge kurz vor dem Freilassen in ein geeignetes Biotop
In dieser Größe werden juvenile Laubfrösche in die Freiheit entlassen.
Bei diesem Projekt arbeiten wir eng mit der Höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Niederbayern, den Unteren Naturschutzbehörden von Stadt und Landkreis Landshut, sowie unseren Gebietsbetreuern im Isartal und am Standortübungsplatz zusammen.
Mai 2021
Durch Drohneneinsatz Wiesenbrüter und Rehkitze schützen
Das Frühjahr ist in der Vogelwelt für die meisten Arten die wichtigste Jahreszeit. Hier gilt es, möglichst viel Nachwuchs durchzubringen, um die eigene Art zu erhalten. Der Große Brachvogel brütet oftmals in Wiesen und die Küken schlüpfen normalerweise Mitte Mai. Diese sind Nestflüchter, sie verlassen nach dem Schlupf das Nest, werden von den Eltern nicht gefüttert, sondern suchen von Beginn an eigenständig Nahrung.
Anfangs ist es für die kleinen Küken noch schwierig, sich im hohen Gras fortzubewegen und nach Nahrung zu suchen. Zudem wird bei längerer Regenperiode ihr flauschiges Dunenkleid durch den ständigen Kontakt mit den nassen Grashalmen nicht mehr trocken. Wenn zur Nässe dann noch die Kälte kommt, besteht sogar die Gefahr, dass die Küken erfrieren.
Brachvogel-Gelege mit 4 Eiern in einer Wiese
Brachvogel-Küken im flauschigen Dunenkleid
Daher versucht der Landschaftspflegeverband in der Nähe von Brachvogel-Brutplätzen sogenannte Frühmahdstreifen anzulegen. In enger Zusammenarbeit mit Landwirten und örtlichen Jägern werden in einigen Wiesen ca. sechs Meter breite Streifen mit naturschonender Balkenmähtechnik gemäht. Diese schont im Vergleich zu anderen Mähsystemen insbesondere Insekten und damit einen Teil der Nahrung des Brachvogels. Nach der Mahd suchen die Küken gerne in der niedrigen Vegetation nach Nahrung, verstecken sich aber bei Gefahr sofort im benachbarten höheren Gras.
Anlegen von Frühmahdstreifen
Da die Mahd für brütende Brachvögel und Wildtiere, wie Rehkitz oder Feldhase, eine Gefahr darstellt, muss ausgeschlossen werden, dass sich diese zur Mahdzeit in dem zu mähenden Wiesenstreifen befinden. Um dies zu gewährleisten, arbeitet der Landschaftspflegeverband seit ein paar Jahren mit einem Drohnenprojekt aus Obersüßbach zusammen.
Deren Drohne, ausgestattet mit einer Wärmebildkamera, fliegt zeitnah vor der Mahd die zu mähende Fläche ab. Hierbei ist auf einen guten „Wärmekontrast“ zu achten, d.h. der Boden muss noch relativ kühl sein, damit die Wärmebildkamera der Drohne die wärmeren Körper der Wildtiere erkennen kann. Wird eine „Wärmequelle“ mit Konturen eines Wildtieres erkannt, wird die Stelle anhand von Koordinaten aufgesucht und das Wildtier in Sicherheit gebracht.
Im Rahmen des Drohnenprojekts Obersüßbach konnten mit dieser Vorgehensweise im vergangenen Jahr 70 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden.
Drohne mit Wärmebildkamera
Von Wärmebildkamera erfasster Feldhase (gelber Kreis)
April 2021
Wiesenbrüterschutzmaßnahmen in der Praxis – gemeinsam zum Erfolg
Die wiesenbrütenden Vogelarten, wie beispielsweise Kiebitz und Brachvogel, sind in ihren verbleibenden Brutgebieten vielerlei Gefährdungen ausgesetzt. Neben den Verlusten bei der Bewirtschaftung und Feldbestellung spielen auch Prädatoren eine ernstzunehmende Rolle.
Praktisch unsichtbar - ein brütender Brachvogel duckt sich ins Nest
Natürliches Ablenkungsverhalten: Der Große Brachvogel simuliert eine Flügelverletzung, um Feinde vom Nest zu locken.
Um einen möglichst ganzheitlichen Ansatz zu verwirklichen, setzt der LPV auf ein breites Spektrum gezielter Schutzmaßnahmen zum Erhalt möglichst vieler Gelege dieser hochgradig gefährdeten Arten. Hier im Schwerpunktgebiet „Mettenbacher-Grießenbacher Moos“ findet eine beispielhafte Zusammenarbeit mit den Akteuren statt. Im Rahmen der jährlichen Bestandsaufnahme gefundene Nester werden den Landwirten unverzüglich gemeldet. Die Landwirte sparen die unauffällig markierten Nester dann bei der Bewirtschaftung aus.
Bestens getarnt - leider verhängnisvoll bei der Bewirtschaftung
Rücksichtnahme: ein von der Bewirtschaftung ausgespartes Brachvogelgelege im Maisacker
Zudem werden die Gelege zum Schutz gegen den Fuchs mit einem Elektrozaun gezäunt. In besonders wichtigen Bereichen werden ganze Brutareale großflächig gezäunt – eine Maßnahme die sich seit mehreren Jahren besonders gut bewährt hat.
Ein vom Landwirt bei der Bewirtschaftung ausgespartes Gelege mit Einzelnestschutz gegen den Fuchs
Durch großflächige Zäunungen (hier 20 ha) werden gleich mehrere Gelege geschützt.
Der Lohn der gemeinsamen Anstrengungen: ein Brachvogelgelege beim Schlupf. Da erst mit dem Erreichen des Vollgeleges (4 Eier) mit dem Brüten begonnen wird, findet der Schlupf in einem engen Zeitraum statt.
Näheres zu den Schutzmaßnahmen, Ausgleichszahlungen und der Möglichkeit der Zusammenarbeit im Wiesenbrüterschutz erfahren Sie direkt bei unserem Gebietsbetreuer für das Isartal, Herrn Manfred Röslmair unter 0871/408-5506.
März 2021
Intakte Laichplätze – wichtige Bedingung für Fischartenvielfalt
Die Populationen kieslaichender Fischarten nehmen seit Jahren beständig ab, mittlerweile befinden sich entsprechend alle relevanten Arten (wie z.B. Nase, Barbe) auf der Roten Liste. Hauptursache ist die zunehmende Sedimentierung geeigneter Laichplätze durch feinstoffliche Einträge, welche das erforderliche Lückensystem im Kies überlagern. Da der Fischlaich jedoch in diesem natürlichem Lückensytem abgelegt wird und sich auch die Fischbrut teilweise darin aufhält, ist das Verschwinden dieser Fortpflanzungshabitate entsprechend fatal.
Diesem Trend aktiv entgegenzuhalten, ist daher das erklärte Ziel der engen Zusammenarbeit des Kreisfischereivereins Vilsbiburg mit dem LPV. So wurden im März an zwei geeigneten Standorten an der Vils bei Vilsbiburg umfangreiche Umgestaltungen zur Erhöhung der natürlichen Dynamik verwirklicht. Durch gezielte Einschnürungen des Gewässerlaufes und das Einbringen von Störsteinen konnte die Strömungsvielfalt deutlich gesteigert werden. Zudem wurde gewaschener Kies zusätzlich als geeignetes Laichsubstrat eingebracht.
Durch die so geschaffene, erhöhte Fließgewässerdynamik sollen sich die Kiesbereiche von unerwünschtem Sediment in natürlicher Weise weitgehend selbst reinigen und möglichst dauerhaft geeignete Laichplätze zum Wohle unserer Fischartenvielfalt erhalten bleiben.
Februar 2021
Kopfweiden – pflegebedürftige Zeitzeugen der bäuerlichen Kulturlandschaft
In den Wintermonaten nimmt sich der LPV traditionell der Pflege von Kopfweiden auf dem Gebiet von Stadt und Landkreis Landshut an. Als alte Kulturform braucht die Kopfweide regelmäßige Pflege durch fachgerechten Schnitt. Unterbleibt dieser, bricht die immer weiter ausladende und somit auch zunehmend schwerer werdende Baumkrone auseinander – was die Weide in ihrer Lebensdauer deutlich einschränkt.
Kopfweidenpflege im Bereich der Stadt Rottenburg
siehe auch Pressebericht der Landshuter Zeitung, vom 17. Februar 2021
Da die früher weitverbreitete Tradition des Korbflechtens bis auf wenige Ausnahmen weitgehend erloschen ist, kümmert sich der LPV mittels gezielter Pflege um den Fortbestand dieser ökologisch besonders wertvollen Baumveteranen. Je älter die Kopfweide, desto wertvoller ist sie für die Natur. Vor allem totholzbewohnende Insekten, aber auch zahlreiche Vogelarten brüten in den mit der Zeit ausgefaulten Höhlen oder dem buschig-dichten Kopf der Weide.
Die fachkundiger Ausführung der Pflege übernehmen die Maschinenringe Rottenburg und Vilsbiburg mit Förderung der Regierung von Niederbayern sowie unter Berücksichtigung des naturschutzrechtlich erlaubten Zeitraumes (1. Oktober bis 28. Feburar).
Links: Kopfweiden in gutem Pflegezustand – eine Bereicherung für Natur und Landschaft
Rechts: Die Wacholderdrossel brütet gerne in der dichten Krone von Kopfweiden.